Fotografisch symbolistisches Manifest

Das Formenvokabular eines fotografischen Symbolisten umfasst die Darstellung von Theatralik, Monumentalität sowie Ästhetik und Originalität. Opulenz wird durch Einfachheit entkräftet. Die Überraschung der verlorengegangenen, scheinbar wesensfremden Objekte bildet die Grundlage eines gelungenen Bildes. Die fotografische Darbietung unbewusster Welten, deren Verlockungen auf Irritation und Verwunderung basieren, ist der Nährboden des fotografischen Symbolisten. Der innere Seelenzustand ist immer zugleich Ausgangspunkt als auch der Endpunkt eines Werkes, das nicht durch Oberflächlichkeit gekennzeichnet ist. Die mystische Traumwelt und der berechtigte Zweifel an der eigenen Methode sollen stets fühlbar und sichtbar sein. Der ästhetisch-sentimentale Wert und philosophisches Verständnis für ein Ziel sind Grundfeste eines fotografischen Symbolisten. Diese fotografische Kunst soll den denkenden Betrachter emotional berühren.
Für die abstrakte symbolistische Fotografie gilt:
Gefühlsmäßige Informationseinheiten sollen in regelwidriger Weise verschmolzen werden um eine heterogene Gesamtkonzeption zu zeigen. Durch den Wegfall der Zentralperspektive verlieren die Bilder zwar ihre gleichnishafte Darstellung, gewinnen damit aber an Eigenständigkeit und Selbstbehauptung. Die Farben dürfen in ihrer Qualität als Farben wirken und nicht nur als Inkarnat Landschaften und Gegenstände kolorieren. Die Flächen müssen in ihrer ganzen Intensität und Irreführung auf den Betrachter wirken. Notwendige figurative Elemente werden demontiert, um sie sichtbar zu machen. Das Sublimieren in der Kunstfotografie spielt eine entmaterialisierende, veredelnde Rolle in der Verfahrensweise, in der das Motiv des Erhabenen fortwirkt.
Die künstlerische Entwicklung soll rasend schnell in den spontanen Entscheidungen wirken und in ihrem Ursprung unwiederbringlich sein.
Werke in analoger und digitaler Form, sowohl bearbeitet als auch unbearbeitet, haben ihre Berechtigung, solange ihr Ursprung fotografisch ist.
Das Manifest stellt keine Regeln auf. Es soll die kollektive Individualität möglich machen.

Die Gedankenwelt der symbolistischen Fotografie in Aphorismen

Die Zusammenführung von Hundertstelsekunden einer Aufnahme mit zeitintensiver Nachbearbeitung ist ein in sich geschlossenes System.

Der künstlerische Prozess ist reiner und spannender als das zu erwartende Ergebnis.

Ihm Hang zum Kitsch liegt die Schlauheit, alles Gute und Böse in ein attraktives Licht zu rücken.

Die Welle der Vernunft verebbt in der Masse der Menschen.

Das Benehmen mag unprofessionell sein, aber die Werke nicht.

Auf einmal der Poesie zugewendet, versucht man sich immer durch das perfekte Wort zu verwirklichen. Gelingt es nicht, was tun? Aufpassen und staunen.

Der erste Versuch, irgendetwas auf Papier zu bringen, endet oft in Euphorie, ist aber nur Dilettantismus.

Die Schönheit des Individuums ist die Sichtweise.

Die Gedanken der Menschen sind das Einzige und Ehrliche.

Fehlgriffe sind oft amüsant und zugleich zielführend.

Wir sind genau das, wofür wir uns entschieden haben.

Ich versuche die Farbe in meinen Bildern bestmöglich zu komponieren. Der Zusammenhang zwischen Farbe und Komposition vermag sensible Menschen emotional zu berühren.

Man darf nie aufhören, sich selbst in Frage zu stellen. Gelingt einen das, lebt man weiter.

Der leichteste Weg, sich der Verantwortung zu entziehen, ist, sich an nichts zu erinnern.

„Legibus solutus“: Von den Gesetzen losgelöst.

Der Schlaf ist die einzige wahre Entspannung und Sorglosigkeit ohne dass Konsequenzen bedacht werden müssen.
Die Originalität eines Bildes überwiegt die Qualität.

Manchmal sollte Kunst als banal, ordinär und vulgär bezeichnet werden können.
Intuitive Improvisation; das Geheimnis des Genies.

Das Befassen mit dem momentan „Zu Befassenden“ ist eine reine Form der Kunst.

Der Stil bleibt gleich. Die Bildsprache ist temporär begrenzt. Nur dumme Menschen sind nicht in der Lage, ihre Meinung zu ändern.

Das Bild ist fertig, wenn die Grundidee komplett verändert wird.

Ein echtes Porträt darf niemals Bekleidung zeigen, sondern nur nackte Haut.

Nur durch angelernte Vielseitigkeit kann der Weg zum Erfolg führen.

Kunst wird gemocht, gebraucht, abgelehnt und im günstigsten Fall geliebt, und sie ist doch nichts anderes als die talentierte, gefühlsmäßige Gruppierung von Informationseinheiten.

Der gegenwärtige Augenblick ist anzustreben.

Ein Grenzgänger zu sein ist die einzige und ehrlichste Überlebensform.

Du musst den Mut haben, vorgefestigte Ideen komplett zu verwerfen, um daraus das wirkliche, dir eigene Kunstwerk zu erschaffen.

Wer künstlerische Gradwanderung betreibt, kann dies auf einer durchaus ästhetischen Ebene erzeugen.

Die Lust, ein eigens inszeniertes Szenario zu erschaffen, ist grenzenlos.

Für einen Künstler gibt es nichts Schöneres als kopiert und als Original weiter verarbeitet zu werden. Jeder, der Gegenteiliges behauptet, lügt.

Man kommt nicht umhin, mit den Attributen der Frau zu arbeiten, um ernsthafte Kunst zu erzeugen.

Der autodidakte Werdegang eines eindeutig berufenen Künstlers ist ein fast aussichtsloser Kampf mit dem vorherrschenden Kunstmarkt, der die Herausforderung umso spannender macht.

Viele bedeutende Kunstrichtungen fließen definitiv ineinander. Sowohl inhaltlich als auch von der Häufigkeit der Protagonisten.

Der künstlerische Prozess zeigt in bewusster oder unbewusster Weise viele Jahrzehnte der Kunstentwicklung, die den Kreativen beeinflussen.

Die Ausgewogenheit in einem Werk ist naturgemäß asymmetrisch.

Man muss seiner eigenen Kunst mit kurzen, erklärenden, gewichtigen und ehrlichen Worten einen eindeutigen Ausdruck verleihen. Selbst die gewollte Übertreibung hat der eigenen Sichtweise zu entsprechen.

Inkonsequenz ist die Befreiung des Geistes.

Lust an der Erschaffung von Kunst ist nicht steuerbar, berechnend oder eigennützig. Sie entsteht aus verbotener Neugier oder durch verpasste, unwiederbringliche Ereignisse, die in abstrakter Weise für das Individuum zielführend hätten sein können.

Wenn man die Lust loslässt und sie ungehemmt auf ein Objekt projiziert, entsteht im selben Moment ein nicht vorhersehbares Gefühlskonstrukt, das deiner geglaubten Singularität widerspricht, sich ungehemmt ausbreitet und unerlaubte Fantasien möglich werden lässt, ohne diese mit irgendwelchen Konsequenzen zu belasten.

Paul Landl